Schaffung wirksamer Abhilfen & marktstabilisierende Maßnahmen für System und Nutzer
Der Kombinierte Verkehr in Österreich verlagert aktuell über 40 Mio. Tonnen an Gütern umweltfreundlich von der Straße auf die Schiene oder das Binnenschiff. Österreich verfügt über hochfrequente Zugsverbindungen im Kombinierten Verkehr zu allen wichtigen Seehäfen und Wirtschaftszentren in Europa. Die österreichischen Terminals befinden sich in den wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes und bieten den Unternehmen eine umfassende Leistungspalette. Und auch die heimische Transportwirtschaft sorgt mit einem effizienten Netz an möglichst kurzen Vor- und Nachlauftransporten für ein gleichermaßen effizientes und nachhaltiges Transportsystem im Kombinierten Verkehr.
Die Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene ist in vielen Ländern und vor allem auch in Österreich ein ganz wesentliches Element der Verkehrs- und Umweltpolitik. Der Kombinierte Verkehr und seine dort aktiv tätigen Unternehmen liefern bereits heute die Lösungen dazu. Ein um 70 % geringerer Einsatz von fossilen Brennstoffen im Vergleich zu entsprechenden, durchgehenden Straßentransporten, ca. 80 % Einsparungen in den CO2-Emissionen oder auch die deutliche Entlastung am Arbeitsmarkt für LKW-Fahrer sind nachhaltige Belege für die Sinnhaftigkeit einer solchen Verlagerung.
Auch der hohe Marktanteil des Kombinierten Verkehrs in bedeutenden Marktsegmenten wie etwa dem Seehafenverkehr sind der Nachweis für die Attraktivität des Sektors. So fahren heute bereits weit über 80 % aller Container von und zu den großen Seehäfen umweltfreundlich auf der Schiene. Politische Ziele wie der Green Deal oder auch die nationalen Klimaziele wie etwa die Klimaneutralität des Verkehrs bis 2040 sind ohne Kombinierten Verkehr schlicht nicht erreichbar.
Diese gute Ausgangsposition wird aber derzeit massiv durch die aktuelle Preisproblematik am Bahnstromsektor in Frage gestellt. Die Mitgliedsunternehmen von CombiNet werden europaweit mit einer noch nie da gewesenen Preissteigerung bei Bahnstrom konfrontiert. Preiserhöhungen von 300 bis 1.000 % in manchen Mitgliedsländern der EU sind dabei keine Ausnahme. Besonders frustrierend für viele Anbieter im Kombinierten Verkehr ist der Umstand, dass zwar auch die Energiekosten auf der Straße mit ca. 60 bis 70 % erheblich seit Jahresbeginn bis Sommer gestiegen sind, seitdem aber im Wesentlichen konstant bleiben.
Viele Unternehmen der Branche sind kleinere und mittelständische Betriebe, für die es unmöglich ist, diese massiven Kostensteigerungen selbst zu schultern. Und die Transportkunden sind zusehends nicht mehr bereit und auch durch eine sich absehbar eintrübende Konjunktur auch gar nicht mehr in der Lage, solche Kostensteigerungen zu akzeptieren, zumal sie im konkurrierenden Straßengüterverkehr damit nur in eingeschränktem Maße konfrontiert sind.
Damit wird die Wettbewerbssituation des Kombinierten Verkehrs und letztendlich auch jene des gesamten Schienengüterverkehrs massiv gefährdet. Zugbetreiber sind gezwungen, einzelne Relationen aus Kostengründen einzustellen, Spediteure überlegen Alternativen auf der Straße, Terminalbetreiber klagen über überfüllte Terminals und völlig unplanbare und dadurch auch kostspielige Betriebsabläufe.
Insgesamt rücken damit auch sämtliche Klimaziele wieder in weite Ferne!
Auf EU-Ebene wurden bereits allgemeine Maßnahmen zur Eindämmung der Strompreise getroffen. Diese Maßnahmen sind gut und wichtig. Von entscheidender Bedeutung ist allerdings, dass diese Maßnahmen auch tatsächlich am Markt bei den Nutzern des Kombinierten Verkehrs ankommen. Aus Kundenkreisen ist zu erfahren, dass Strompreise von circa 180 bis 200 EUR/MWh für die wirtschaftliche Existenz des Kombinierten Verkehrs gerade noch vertretbar sind.
CombiNet und seine Mitgliedsbetriebe appellieren daher an die national und international politisch Verantwortlichen hier rasch und nachhaltig dämpfend auf die Dynamik am Bahnstrommarkt einzuwirken und einen maximalen Strompreis von etwa 200 EUR je MWh am Markt spürbar zur Verfügung zu stellen. Es muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen, die sich der Umsetzung der verkehrs- und klimapolitischen Ziele verschrieben haben und dafür tagtäglich mit ihrer eigenen Leistung eintreten, durch derart realitätsfremde Marktmechanismen nicht noch bestraft und vielfach in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht werden. Der Kombinierte Verkehr leistet zudem einen wichtigen Beitrag in der Einsparung von fossilen Brennstoffen, was wiederum der Stabilisierung der Energiemärkte und der Reduktion von Abhängigkeiten dient.