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Warum fließen die Warenströme bei uns vorbei?

Gastkommentar von Dr. Herbert Peherstorfer

Kürzlich hat der Wiener Standortbeauftragte Alexander Biach bemängelt, dass die internationalen Warenströme an Österreich vorbeiflössen und dabei vor allem an die „Neue Seidenstraße“, also die Bestrebungen Chinas für den Ausbau des Landweges nach Europa zu forcieren. Selbstverständlich kam dabei wiederum die Forderung nach dem Bau einer Breitspurstrecke bis in den Raum Wien auf das Tapet. Es soll hier untersucht werden, ob das wirklich die genannten Probleme lösen könnte.

Zunächst die Bestätigung einiger richtigen Aussagen:

Dennoch müssen die Dimensionen im Auge behalten werden. Es kann zwar eine kleine Verlagerung von der Hochseeschifffahrt auf die Schiene geben, aber die Kapazitäten können dem bisherigen Bedarf nicht das Wasser reichen. Nur ein großes Containerschiff kann heute bis zu 15.000 TEU entsprechend 20′-Container befördern, ein Zug im derzeit besten Fall 90! Dafür würden derzeit je Richtung 167 Güterzüge je Tag nötig sein, oder bei Berücksichtigung der kürzeren Transportzeiten etwa 76. Aber – es gibt nicht nur 1 Containerschiff!

Das bedeutet, dass für die Verlagerung eines Bruchteils des Warenaustauschs mit China ein günstiges, verlässliches, effizientes und wirtschaftlich leistbares Schienensystem zur Verfügung stehen müsste. Was kann dafür getan werden? Die Knappheit bei den Transportkapazitäten bestehen hauptsächlich im Bereich der Umschlagsterminals bedingt durch die unterschiedlichen Spurweiten. Diese scheinen an der chinesisch/russischen Übergabe besser gelöst zu sein als in Europa. Die Aussage eines involvierten Managers: „Bis Polen, der Slowakei oder Ungarn läuft es gut, aber dann“.

Und hier kann eine aufwändige, kapazitätsbeschränkte (da eingleisig geplante) Breitspurstrecke gar nichts einbringen. Vielmehr muss in Terminals an der derzeitigen Systemgrenze investiert werden und ein Ausbau der Anschlussstrecken in Angriff genommen werden. Vor allem ist aber eine Vereinheitlichung der Bestimmungen und der Durchlässigkeit des Güterzugverkehrs voranzutreiben, die endlich die nationalen Befindlichkeiten außer Acht lässt. Auch wenn die ÖBB eine gute Performance hinsichtlich der allgemeinen Verlässlichkeit abgibt, ist dennoch deren Politik mit oft wochenlangen Sperren von Hauptstrecken zwecks Erneuerung fragwürdig.

 

Dr. Herbert Peherstorfer
war über 20 Jahre führend im Kombinierten Güterverkehr, zuletzt bei CombiNet tätig.