Die Intermodale Transportkette - effizient UND nachhaltig!
Unter diesem Motto stand die heurige CombiNet Tagung, die am 10.11.2022 in der Wolke 19 und damit in einem im wahrsten Sinne „herausragenden“ Ambiente in Wien stattfand. Zusammen mit 75 namhaften Gästen aus der Transport- und Logistikwelt wurde gezeigt, dass es für diesen scheinbaren Widerspruch bereits heute, trotz aller aktuellen Herausforderungen technische und logistische Lösungen gibt, welche für die Nutzung bereits zur Verfügung stehen.
Gleichzeitig stellt die Tagung, welche diesmal in Vertretung des erkrankten Obmannes Andreas Käfer durch Alexander Till moderiert wurde, auch den Startpunkt für den nationalen Teil der europaweiten Kampagne CT4EU der UIRR dar, für welche CombiNet der nationale Partner der UIRR ist.
Der Kombinierte Verkehr in Österreich verlagert aktuell über 40 Mio. Tonnen an Gütern umweltfreundlich von der Straße auf die Schiene und bietet bereits heute eine weitgehend emissionsfreie Transportkette. Damit ist der Kombinierte Verkehr Straße/Schiene ein wesentliches Instrument für die Realisierung verkehrspolitischer Ziele. Gleichzeitig geht aber auch die Realität nicht spurlos am Intermodalverkehr vorbei. Internationale Transportketten kommen durch die aktuelle weltpolitische und wirtschaftliche Lage unter Druck und rasant steigende Energiepreise, insbesondere für Strom, wirken sich massiv negativ aus.
Vor diesem Hintergrund ging Prof. Karl Aiginger vom Europaforum in Wien auf die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge des Themas ein. Aus seiner Sicht sind Nachhaltigkeit und Effizienz in der Logistik und der sich daraus ergebende Wohlsfahrtsgewinn kein Widerspruch, aber wie er sagt: „ … a long way to go!“ Auch mit Blick auf die sich verändernden geopolitischen Rahmenbedingungen bleiben die Herausforderungen gewaltig. Europa sollte aus seiner Sicht auf diesem Weg Egoismen überwinden und die gemeinsamen Lösungen für diese Herausforderungen in den Vordergrund stellen. Mit gezielten Maßnahmen wie beispielsweise der Vermeidung von Subventionen von fossilen Energien und gleichzeitiger Förderungen für die Nachhaltigkeit sollte auch die Effizienz des Mitteleinsatzes verbessert werden. „Europa muss führen, aber auch lernen“, so Prof. Aiginger in seiner Zusammenfassung.
Wie Nachhaltigkeit und Intermodalität in der Praxis gelebt werden, wurde anhand des Vortrages von Klaus Wenigmann von der Fa. BLUM Beschläge in Höchst in Vorarlberg klar. Als einer der Weltmarktführer bei hochwertigen Möbelbeschlägen ist das Unternehmen mit weltweit ca. 9.400 Mitarbeitern, davon ca. 7.000 alleine in Vorarlberg ein absoluter Leitbetrieb in der österreichischen Industrie. Das Unternehmen hat schon sehr früh die Bedeutung von intermodalen Transportlösungen erkannt. Als Beispiele dafür nennt Wenigmann die eigene Anschlussbahn im Werk in Dornbirn mit eigenem Containerumschlag und Containerlagermöglichkeiten oder die tägliche Container-Ganzzugverbindung von dort zum nahegelegenen Containerterminal in Wolfurt. Mit diesem System werden in Summe ca. 6.000 Container pro Jahr umweltfreundlich über die Schiene zu den Häfen im Norden und Süden befördert. Man ist auch bereit, manchmal mit etwas „unkonventionellen“ Lösungen Verlagerungen zu erreichen. Als Beispiel nennt Klaus Wenigmann ein Zugkonzept, welches Leercontainerströme aus dem Seehafen mit Stahlimporten für die eigene Produktion kombiniert. „Der Intermodalverkehr ist langfristig alternativlos, es braucht aber Zeit und Geduld, Lösungen aufzubauen“, fasst Wenigmann die Philosophie von BLUM zusammen.
Den Kombinierten Verkehr als zentrale, bereits bestehende Lösung zur Verkehrsverlagerung noch mehr in das Bewusstsein auch von regionalen Stakeholdern und politischen Entscheidungsträger:innen zu bringen, dies ist die Idee hinter der internationalen Initiative „CT4EU – Combined Transport for Europe 2021 – 2023“ der UIRR, ihrer Mitglieds- und Partnerunternehmen, welche Ralf-Charley Schultze als Generaldirektor der UIRR im zweiten Teil der Veranstaltung vorstellte. Unter dem Slogan „Intermodalverkehr ist heute schon die Lösung – Was braucht es noch?“ wurde der Bogen zwischen den heute bereits verfügbaren emissionsfreien Lösungen und den mittel- und langfristigen Maßnahmen insbesondere auf regulativer Ebene sowohl national wie vor allem auch international gespannt.
Mit dem regionalen Partner CombiNet soll mit der Initiative CT4EU der Fokus der bisherigen Aktivitäten auf legislativer Ebene, welcher heute naturgemäß eher zentral in Brüssel angesiedelt war, mit der Wahrnehmung des Kombinierten Verkehrs auch verstärkt in die Mitgliedsstaaten der EU getragen werden. Mit der Kampagne sollen in einem ersten Schritt nationale Stakeholder-Gruppen aus dem Kreise der aktiven Unternehmen des Kombinierten Verkehrs gebildet werden, welche regional gegenüber öffentlichen Entscheider:innen und in der nationalen Öffentlichkeit praktisch als „Botschafter:in für den Kombinierten Verkehr“ agieren. Im zweiten Schritt sollen Kommunikationskanäle auf verschiedensten Ebenen zwischen den Teilnehmenden am Kombinierten Verkehr und den Stakeholdern mit dem Ziel aufgebaut werden, den Kombinierten Verkehr in den Entscheidungsprozessen entsprechend als Lösung zu präsentieren und den Kombinierten Verkehr in den nationalen und europäischen Legislativprozess aktiv zu integrieren.
Im zweiten Teil der Vorträge wurden den Teilnehmer:innen dann Initiativen und Lösungen auf dem Technologiesektor präsentiert, um alle Bereiche des Kombinierten Verkehrs emissionsfrei zu gestalten. Dies betrifft einmal den Umschlag von Ladeeinheiten. Hier wurden von Jürgen Wurzer von KALMAR Österreich in einem Praxisbeispiel die letzten Entwicklungen, aber auch die Herausforderungen beim Betrieb von elektrisch betriebenen schweren Containerstaplern aufgezeigt.
Christian Csenar von Mercedes Benz Trucks Österreich stellt die neuesten Entwicklungen in der „Elektrifizierung“ von schweren Nutzfahrzeugen vor, wie sie künftig auch den Vor- und Nachlauf emissionsfrei gestaltbar machen können. Hier sind in den kommenden Jahren deutliche Fortschritte in Punkto Nutzlast und vor allem Reichweite zu erwarten.
Eine entscheidende Komponente für künftige alternative Antriebsformen ist die Verfügbarkeit der notwendigen Energie und damit die Stromversorgung sowie die Dichte und die Ausstattung von geeigneten Ladestellen. Dieses Thema wurde von DI Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich, näher beleuchtet. Der entscheidende Faktor in der Elektrifizierung auch des Güterverkehrs ist die Effizienz des Energieeinsatzes, gerechnet von der Bereitstellung der elektrischen Energie bis zur tatsächlichen Nutzung als Bewegungsenergie im Fahrzeug. Hier hat die Batterie-basierte Elektromobilität erhebliche Vorteile gegenüber Wasserstoff- oder e-Fuel-Konzepten. „Denn mit der gleichen Menge Strom fahren sie Batterie-elektrisch 100 km, mit Wasserstoff ca. 33 km und mit e-Fuel 13 km. Das macht einen Unterschied“, führt Reinhardt aus.
Damit konnte auch heuer wieder ein spannender Themenbogen aufgebaut werden, der viele Informationen und auch viel Raum für die Vernetzung der Teilnehmer:innen untereinander bot.
Wir möchten uns auf diesem Wege bei den Teilnehmer:innen, den Vortragenden sowie den helfenden Händen im Hintergrund und den Sponsoren für ihren Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung recht herzlich bedanken.
Alle Präsentationen und Unterlagen zur Tagung sowie die Aufzeichnung der Tagung finden Sie hier.
Zu guter Letzt freuen wir uns schon auf die nächste Tagung, welche am 09.11.2023 am gleichen Ort stattfinden wird.